In der Reihe meiner feministischen Bücher, durch die ich mich in rasanter Geschwindigkeit durchlese darf natürlich auch nicht das aktuelle Buch von Leonie Schöler fehlen, die über „Beklaute Frauen“ schreibt. Da mir das Buch in der Onleihe leider nur als Hörbuch zur Verfügung stand, habe ich meinen Ohren den Genuss der bezaubernden Stimme von Felicity Grist und den Worten Schölers teilhaben lassen. Da dies nun bereits mein siebtes einschlägiges Buch zu diesem Thema ist, überschneiden sich so langsam, einige Teilgebiete. So kommt auch Sie auf den Male Gaze zu sprechen, der sich in den Meiden durchzieht und der auch für mich einen wichtigen Einfluss auf meinen Lebensverlauf nahm.
Da ich mir keine Anstreichungen wie sonst in meinen gelesenen Büchern machen konnte, gehe ich hier nur auf die Dinge ein, die mir im Kopf geblieben sind, denn ich werde wohl nicht drum herum kommen, mir das Buch zu kaufen, um es mir schließlich doch durchzulesen, da ich eindeutig kein Hörbuchtyp bin.
In einem der ersten Kapitel geht sie auf die Tradition ein, die mir vor allem durch amerikanische Filme vermittelt wurde: Der Brautvater übergibt die Braut dem Bräutigam am Altar. Auch ich wollte das unbedingt so zu meiner Hochzeit machen. Auch wenn ich ansonsten eher nicht so traditionell geheiratet habe, so wollte ich doch meinen Vater stolz machen und bat ihn, mich zu meinem Angetrauten zu begleiten. Das dies ein patriarchaler Ritus ist, las ich bereits in dem Buch „Das Ende der Ehe“ von Emilia Roig, dass ich leider noch nicht komplett gelesen habe, aufgrund der abgelaufenen Ausleihfrist. Da mir dieser historische Kontext nun bereits das zweite Mal begegnet wurde ich Aufmerksam und mir wurde wieder einmal klar, dass ich Bilder nachgeeifert hatte, die mir von klein auf an aufgezeigt wurden.
Auch in dem Kapitel über das bestehende Bildungssystem und wie die vom Kultusministerium empfohlene Literatur Frauen und POC systematisch ausklammert und dass in Lehrbüchern Rassismus wiederholt und Frauen ungenannt bleiben, zeigte auf, dass wir in unser Gesellschaft bereits mit Scheuklappen erzogen werden. Statt auf Gemeinsamkeiten hinzuweisen, werden in Lehrbüchern vor allem Unterschiede herausgearbeitet, wie die GEW 2018 in einer Studie herausfand. Solche Rechercheergebnisse finde ich sehr, sehr spannend, da ich mich selbst in einem Verein engagiere, der eine „Bildungswende JETZT!“ fordert.
Insgesamt zeigt Schöler in ihrem Buch auf, wie Frauen, trotz herausragender Arbeit immer wieder um ihre verdiente Anerkennung betrogen werden – systematisch. Jedes Kapitel beleuchtet verschiedene gesellschaftliche Thematiken von der Wissenschaft bis zur Kunst und nennt Persönlichkeiten, die ich leider in meiner gesamten Lebenszeit nicht ein Mal vernommen habe. Dank Schöler und weiterer Autor:innen werden immer mehr Menschen in das Licht der Öffentlichkeit gestellt. Auf wenn dies nun meist postum gescheit, so bin ich dankbar über diese augenöffnenden Informationen. Ich bin froh zu sehen, wie divers unsere Welt eigentlich sein könnte, wenn wir alle unseren Horizont erweitern und alternativen sehen, die es eigentlich schon immer gab, die jedoch verschwiegen und kleingehalten wurden. Und ich schäme mich, wenn ich lese, was als Rassismus gewertet wird und ich mir bis dato nichts dabei gedacht habe, weil ich es schlicht nicht besser wusste. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht und zeigt doch, gerade in Hinblick auf das Schulsystem, Literatur und Filme, wie sehr wir unser Miteinander überdenken sollten. Es zeigt mir, dass mein Motto: Kommunikation ist alles! Der absoluten Wahrheit entspricht und es wirklich wichtig ist, auf Augenhöhe miteinander in Kontakt zu kommen, sodass wir alle unsere Gesellschaft neu definieren können.
Eine klare Leseempfehlung von mir, der ich selbst auch noch nachkommen werde, denn im Grunde kann ich vor allem eine Hörempfehlung aussprechen, denn das Hörbuch ist nebst Akustik auch inhaltlich ein absoluter Mehrwert. In dieses Buch Zeit zu investieren lohnt sich aus meiner Sicht auf jeden Fall. Gerne mehr! Ich hoffe auf einen zweiten Teil liebe Frau Schöler!